EDITORIAL Delegiertenversammlung 2023 – Zeitenwende auch beim BDR?
Montag, 27. März 2023
Info 04-23

Liebe Kolleginnen udn Kollegen,

seit die Formulierung von höchster bundespolitischer Stelle in die Diskussion um aktuelle Geschehnisse geprägt wurde, hat sie Eingang in fast alle Bereiche unseres täglichen Lebens gefunden. Aller Orten wird von Zeitenwende gesprochen: bei Haushaltsplanungen, nötigen Reformen, die jetzt angestoßen werden, obwohl sie längst überfällig waren, in Institutionen und Verbänden. Und jetzt auch beim BDR? Sicherlich kann die eben in Berlin stattgefundene Delegiertenversammlung 2023 unseres Berufsverbandes als eine Zäsur betrachtet werden. Präsidentschaften sind beim BDR seit jeher längerfristig angelegt, was sowohl der Kontinuität als auch dem Erfolg der berufspolitischen Arbeit sicher zuträglich ist. Wenn dann ein Präsident nach Darstellung der im vergangenen Jahr erreichten Erfolge für die radiologische Community mit einer persönlichen Erklärung seinen Rücktritt erklärt, ist dies in jedem Fall bemerkenswert.
Seit vielen Jahren diskutieren wir in unterschiedlicher Intensität und mit wechselndem Vokabular den Einfluss privater Geldgeber auf unsere Arbeit. In den Gremien des BDR, in der Öffentlichkeit und nicht zuletzt auch letztes Jahr auf dem Deutschen Röntgenkongress. Endlich, nach unserem Verständnis, hat das Thema die große Politik und die breite Öffentlichkeit erreicht. Das bedeutet aber auch, dass wir als Verband uns den von uns immer aufgestellten Forderungen stellen. Darum ist es ein honoriger, aber für unser aller Glaubwürdigkeit auch der einzig richtige Schritt, dass unser amtierender Präsident in dieser Situation das Wohl des Verbandes und seine Zukunft über private Aspekte stellt. So wie er es im Übrigen in all den Jahrzehnten, die er in unserem Verband tätig war, getan hat. Und welche durch seine Verlässlichkeit auch ein Grundstein für die erzielten Erfolge war.
Die geschilderten Ereignisse zeigen aber ein Weiteres auf. Unser Verband muss sich, will er weiterhin die berufspolitische Vertretung aller Radiologen sein, verändern. Die aktuell diskutierten Themen sind vielfältig: in der Praxis, aber auch im Krankenhaus. Exemplarisch genannt seien die bereits begonnene und weiter zunehmende Ambulantisierung im Gesundheitswesen und die in ihren Eckpunkten geplante und absehbare Krankenhausreform. Wir müssen auch weiterhin der Verband aller Radiologen sein: der kleinen Praxen, derer es bekanntermaßen immer weniger gibt, der größeren, großen und ganz großen Praxen, der Krankenhausradiologen, der im Rahmen der Krankenhausreform zunehmend entstehenden Krankenhaus-MVZs, aber auch der angestellten Radiologen in PE-geführten Einrichtungen. Nur wenn wir für all diese Gruppierungen der berufspolitische Ansprechpartner sind, kann der Verband überleben. Dennoch wird der BDR der Zukunft wird nicht der von heute sein können.
In der aktuellen Situation ist es daher wichtig, dass der Verband handlungsfähig und vor allem auch sprechbar für die berufspolitischen Ansprechpartner bleibt. Eine Inbalance an unserer Verbandsspitze nützt nur denjenigen außerhalb der Radiologie, die auf eine derartige Schwäche warten. Die Satzung sieht Regularien vor, nach denen das jetzt geschieht. Es wird die Aufgabe des amtierenden Vorstandes sein, Vorschläge zu erarbeiten, mit denen dann eine außerordentliche Delegiertenversammlung die Weichen für die Zukunft des BDR stellen kann. Wir sind es den vor uns liegenden Aufgaben schuldig.
Im Namen des Vorstandes darf ich Sie daher sehr herzlich bitten, diesen Weg zusammen mit uns zu gehen. Seien Sie Teil der Zeitenwende auch beim BDR!
 

Prof. Hermann Helmberger
Komm. Präsident