Multiparametrische MRT der Prostata – Empfehlungen zum Umgang mit Kontrastmittel
Donnerstag, 01. April 2021
Die dynamisch kontrastverstärkte MR-Bildgebung hat weiterhin zentrale Bedeutung für die MRT-Diagnostik des Prostatakarzinoms. Das sagen die jetzt aktualisierten Empfehlungen für die multiparametrische MRT der Prostata.

Datum: 01.04.2021 0 Kommentare

Journal: RöKo 2021; online 18. März
Titel: mpMRI of the Prostate (MR-Prostatography): Updated Recommendations of the DRG and BDR on Patient Preparation and Scanning Protocol
Autor: Franiel T et al
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Hintergrund
Die AG Uroradiologie und Urogenitaldiagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft hat die 2017 verfassten Empfehlungen für die multiparametrische MRT der Prostata aktualisiert. Dies geschah im Konsensusverfahren und in Abstimmung mit den Vorständen der Deutschen Röntgengesellschaft und des Berufsverbandes der Deutschen Radiologen.

Aus den aktualisierten Empfehlungen referieren wir hier die Teile, die sich dem Einsatz von MRT-Kontrastmittel allgemein und der Durchführung der dynamischen kontrastverstärkten (DCE) MRT widmen.

Kontrastmittelrisiken
MRT-Kontrastmittel sollten entsprechend den aktuellen Leitlinien der ESUR eingesetzt werden.

Messungen von Kreatinin und eGFR zur Bestimmung der Nierenfunktion sind vor einer MRT-Kontrastmittelgabe nicht zwingend erforderlich. Wurde das Serum-Kreatinin nicht bestimmt, sollte die Nierenfunktion über einen Fragebogen erfasst werden.

Die Empfehlungen betonen, dass nach i.v. Gabe Gadolinium-haltiger Kontrastmittel (GBCA) das Risiko für das Auftreten akuter oder später Reaktionen sehr gering ist. Für die dynamische kontrastverstärkte MRT sind – nach dem bis zum 28.02.2022 verlängerten Beschluss der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA – nur noch die makrozyklischen GBCA zugelassen.

Laut ESUR-Leitlinien gibt es ein hohes Risiko für das Entwickeln einer Nephrogenen Systemischen Fibrose (NSF) für

  • Patienten mit chronischer Nierenfunktionsstörung Stadium 4 und 5 (GFR < 30 ml/min/1,73 m2). Bei diesen PatientInnen sollten mindestens sieben Tage zwischen zwei Injektionen liegen.
  • Dialysepatienten
  • Patienten mit akuter Niereninsuffizienz
  • Als niedrig gilt das NSF-Risiko für PatientInnen mit chronischer Nierenfunktionsstörung im Stadium 3 (GFR 30–59 ml/min/1,73 m2).

Kein NSF-Risiko sehen die Leitlinien bei stabiler GFR ≥ 60 ml/min/1,73 m2.

Wie für alle anderen PatientInnen gilt auch für die kontrastverstärkte MRT der Prostata: Es ist stets die niedrigste Kontrastmitteldosierung wählen, die für eine diagnostische Bildgebung ausreicht. Name und Dosierung des verwendeten Kontrastmittels in der Patientenakte sind vermerken.

Um das Risiko akuter unerwünschter Wirkungen zu reduzieren, gilt für alle Patienten:

  • Überwachung in der Radiologie für 30 Minuten nach Kontrastmittelgabe
  • Bereithalten von Medikamenten und Geräten für den Notfall

Bei Patienten mit erhöhtem Risiko einer unerwünschten Wirkung gilt:

  • alternatives Untersuchungsverfahren ohne Kontrastmittelgabe erwägen.
  • anderes Kontrastmittel einsetzen, falls der Patient bereits früher Nebenwirkungen auf ein Kontrastmittel entwickelt hat.
  • Prämedikation erwägen – allerdings ist die klinische Evidenz für die Wirksamkeit einer Prämedikation begrenzt.
  • Bei Hämodialysepatienten wird empfohlen, die Kontrastmittelgabe mit dem Hämodialysezeitpunkt abzustimmen und so früh wie möglich nach der Kontrastmittelgabe eine Hämodialyse durchzuführen.

MRT-Standardprotokoll – Empfehlungen
Das Standardprotokoll für Detektion, Staging und Rezidivdiagnostik umfasst folgende Sequenzen:

  • axial T2w-TSE
  • koronaren und/oder sagittalen T2w-TSE
  • axiale DWI
  • axial dynamisch kontrastverstärkt (DCE)
  • T1w

Die Akquisition der axialen T2w-, DWI- und DCE-Sequenzen soll schichtidentisch erfolgen mit

  • gleicher Schichtdicke
  • gleicher Angulierung
  • möglichst gleicher Schichtanzahl

Empfehlungen für die dynamisch kontrastverstärkte MR-Bildgebung
Die dynamisch kontrastverstärkte MR-Bildgebung hat nach aktueller Studienlage eine zentrale Bedeutung für die MRT-Diagnostik des Prostatakarzinoms. Sie soll axial akquiriert werden:

  • SD 3,5  mm (bevorzugt 3  mm)
  • 0 % Schichtabstand
  • FoV in Phase ≤ 200  mm
  • in-plane Phasenkontrast ≤ 2,1  mm, in-plane Frequenzkontrast ≤ 2,1  mm
  • Zeitliche Auflösung: ≤ 9 s (bevorzugt ≤ 6 s)
  • Flussrate für Kontrastmittelgabe und nachfolgenden NaCl-Bolus (min. 30  ml) ≥ 2,5  ml/s
  • Akquisitionsdauer: nicht weniger als 2  min (bevorzugt 3  min)

Biparametrisches Protokoll derzeit nicht allgemeingültig empfohlen
„Ein biparametrisches Protokoll für die Prostata-MRT ohne Verwendung der DCE-Sequenz kann aktuell nicht allgemeingültig empfohlen werden“, so die AutorInnen. Hauptgrund dafür sei die ungenügende Evidenz für das biparametrische Protokoll, denn die Aussagen zur diagnostischen Wertigkeit der Prostata-MRT basieren hauptsächlich auf Daten der multiparametrischen MRT.

Prospektive Studien, die das Weglassen der DCE-Sequenz rechtfertigen oder die Unterschiede exakt quantifizieren, fehlten bisher, so Franiel et al. Vor allem bei weniger erfahrenen Untersuchern oder falls die Qualität der DWI gerätebedingt schwach ausfällt, berge der Verzicht auf die dynamisch kontrastverstärkte MR-Bildgebung die Gefahr, dass klinisch signifikante Prostatakarzinome übersehen werden.

Unbestritten sei, dass die dynamisch kontrastverstärkte MR-Bildgebung die diagnostische Sicherheit erhöht und als „Back-up“ dient, wenn die Qualität der T2w- oder DWI-Sequenz für die Diagnostik ungeeignet ist, so die AutorInnen mit Verweis auf PI-RADS Version 2.1.

Referenzen
Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Gadolinium-haltige Kontrastmittel: Aktualisierte Empfehlungen nach Bewertung von Gadoliniumablagerungen im Gehirn und anderen Geweben 2018.

European Society of Urogenital Radioloy, American College of Radiology. Prostate Imaging – Reporting and Data System Version 2.1. 2019. European Urology 2019;76(3):340-351

mh/ktg
01.04.2021