EDITORIAL Deutscher Ärztetag 2025: Die Diskussion über die GOÄneu geht auch danach weiter
Donnerstag, 22. Mai 2025
Info 06-25

Wenn Sie liebe Leserinnen und Leser das aktuelle Heft in Händen halten, haben Sie gegenüber dem Autor dieser Zeilen einen entscheidenden Wissensvorsprung: Sie kennen den Ausgang der Diskussionen und Abstimmungen auf dem Ärztetag, vor allem natürlich zum Thema GOÄneu. Redaktionsschluss und vorgeplante Erstellungszeiten der Zeitschrift lassen hier leider nicht mehr Aktualität zu. Dennoch bleiben auch aus dem Blickwinkel der Woche vor Ärztetag und Röntgenkongress einige Aspekte bemerkenswert und richtig.

Eine GOÄ-Reform ist wichtig und erforderlich, aber sie steht keinesfalls unter so großem Zeitdruck der Umsetzung, dass über berechtigten Gesprächsbedarf einer Gruppe von über 40 Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Organisationen einfach hinweggegangen werden darf. Deshalb wird es auch nach dem Ärztetag weitere inhaltliche Gespräche geben müssen. Denn die in den letzten Wochen von DRG und BDR iniziierte Kampagne „GOÄneu-so-nicht“ hat es einer breiten Öffentlichkeit gezeigt: dieser Reformvorschlag zur GOÄ ist keineswegs unter den Ärzten konsentiert! Neben Befürwortern gibt es eine, eben nicht wie gerne von offizieller Seite bemerkt, „kleine Gruppe“, die bei einer Umsetzung des derzeitigen Vorschlags erhebliche Gefahren für die Entwicklung unseres Gesundheitswesens schon in der nahen Zukunft sieht. Und die Ablehnung des derzeitigen Reformentwurfs ist nicht ein „radiologisches Problem“!

Politik und natürlich auch Berufspolitik leben davon, dass zu bestimmten Zeiten Entscheidungen in größerer Zahl und in enger Abfolge getroffen werden müssen. Dies gilt für die Sitzungswochen des Bundestages, aber eben auch für die Woche des Ärztetages. Und auch die Winkelzüge mit Tagesordnung und Geschäftsordnung, die von den Akteuren teils meisterhaft beherrscht werden, unterscheiden sich wenig. Zu Recht beklagen Abgeordnete in allen parlamentarischen Versammlungen daher häufig die Zeitnot in der Vorbereitung zu geplanten Abstimmungen. So auch im Vorfeld des diesjährigen Deutschen Ärztetages. Es ist sicherlich ein Verdienst von „GOÄneu-so-nicht“ hier den entscheidenden Beitrag geleistet zu haben, dass niemand uninformiert in die Diskussion zur GOÄneu beim Ärztetag einsteigen musste. Sowohl Abgeordnete als auch die breite Öffentlichkeit hatten durch die Website, die darin zusammengetragenen Informationen quer über die unterschiedlichen Fachrichtungen und das Aufgreifen ihrer Inhalte durch die verschiedensten Medien, die Möglichkeit sich umfassend auf den aktuellen Stand zu bringen. Die zusätzlich erfolgten direkten Ansprachen einzelner Abgeordneter waren eine wichtige Ergänzung. Letztlich entscheiden muss dann jede und jeder Gewählte selbst, im Bewusstsein der Verantwortung für alle.

Das gemeinsame und eng abgestimmte Vorgehen von BDR und DRG zur GOÄneu seit vergangenen Herbst hat gezeigt, wie wichtig und notwendig beide Vertretungen der radiologischen Interessen - Berufsverband und Fachgesellschaft – sind. Aber auch wie entscheidend eine gemeinsame Strategie. Nur gemeinsam konnten die auf den verschiedensten Ebenen zusammenkommenden Informationen, Gespräche und Aspekte gebündelt und zur Vertretung unserer Interessen eingesetzt werden. Zusammen mit Gleichgesinnten weit über die Radiologie hinaus. Diese enge Zusammenarbeit ist nicht in allen Fachrichtungen eine Selbstverständlichkeit. Ein Vorteil, den wir aber auch weiterhin nutzen müssen, wollen wir unser Fach, auch über die GOÄ hinaus erfolgreich in die Zukunft führen.
In den kommenden Wochen wird es darauf ankommen in weiteren Gesprächen notwendige inhaltliche Veränderungen zu erreichen. Allerdings verlassen wir jetzt die innerärztliche Diskussionsebene endgültig  – mit allen Chancen und Risiken. Zusätzliche Player im Gesundheitswesen wie Krankenhausträger und medizintechnische Industrie haben sich bereits geäußert. Die Vertreter des Verordnungsgebers BMG werden folgen. Die Radiologie ist der Innovationsmotor der Medizin. Er darf nicht ins Stottern geraten. Der BDR wird weiterhin in vorderster Linie dafür kämpfen! 
 

Prof. Hermann Helmberger, Präsident