EDITORIAL Radiologie trotz(t) Corona
Mittwoch, 01. Juli 2020
Info 07-20

Liebe Mitglieder,

„Wir werden möglicherweise zu der Erkenntnis kommen, dass sich Wissen – zumindest ein Teil davon – besser über den digitalen Weg vermitteln lässt als über einen Kongress mit physischer Präsenz“, so Prof. Layer, virtueller Kongresspräsident. In jedem Fall lassen sich auf digitalem Weg mehr Menschen erreichen, ein Röntgenkongress, der über ein halbes Jahr präsent ist, das ist die positive Umwidmung der Pandemie. Das zeigen die aktuellen Teilnahme-Raten am 101. Röko digital ( lesen Sie hierzu alles auf Seite 677).

Nach drei Monaten sollte sich das Leben wieder normalisieren: Minister Scholz preschte voran, initiierte das Konjunkturpaket mit „Wumms“ – die Hoffnung, dass es bis in die Gesundheitswirtschaft, die ambulante und klinische Medizin, durchstrahlen würde, zerbrach rasch. So bleiben nur die Appelle an die PatientInnen, die zur Rückkehr der Regelversorgung auffordern „Gehen Sie wieder in die Praxen, bösartige Erkrankungen pausieren nicht coronabedingt!“ Aber auch die präventive Versorgung ist wieder aufgenommen und macht sich in den radiologischen Praxen bemerkbar, das Mammografie-Screening seit Mai bereits wieder etabliert.

Der DVÄD – Dachverband der ärztlichen Diagnostikfächer – hat im Juni in einer gut besuchten virtuellen Pressekonferenz ( siehe Seite 672) die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnostik in der COVID-19-Pandemie betont und damit den Stellenwert der Fächer Pathologie, Labormedizin und Radiologie als Grundversorger bestärkt.

An den AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) werden wir aber alle  noch Monate festgehalten müssen, so äußerte sich auch RKI-Präsident Lothar H. Wieler in seiner letzten Pressekonferenz. Er gehe davon aus, dass die beschlossenen Lockerungen nicht folgenlos bleiben werden und betonte, dass die Bevölkerung achtsam bleiben müsse. Wenn das Virus die Chance bekomme, breite es sich auch aus. Die jüngsten Entwicklungen sollten auch als Warnung an alle verstanden werden, die meinen, die Abstands- und Hygieneregeln seien unnötig oder übertrieben. Der Preis für zu große Lässigkeit wird eine erhöhte Infektionsrate sein, deren Folge ein erneutes größeres Lockdown sein – wie es schon in einigen Ländern zu beobachten ist.

Deshalb, bleiben Sie aufmerksam, bleiben Sie auf dem Qui vive.

Sabine Lingelbach

Geschäftsführerin