Prostatakrebs: Was eine Prostatakrebsdiagnose wie die von Joe Biden bedeutet
Montag, 19. Mai 2025
Wie bei jeder Krebsart richtet sich die Behandlung stark danach, in welchem Stadium der Tumor ist und wie aggressiv er ist. Dabei unterscheiden Ärzte lokal begrenzte, lokal fortgeschrittene und metastasierte Stadien sowie geringgradig, mittelgradig und hochgradig aggressive Tumore.
Eine Entscheidung wird immer individuell getroffen und richtet sich auch danach, ob der Patient Vorerkrankungen hat, in welchem Allgemeinzustand er ist, wie die Lebenserwartung ist und was der Patient sich wünscht. "Insgesamt haben wir inzwischen aber sehr gute Methoden, um auch fortgeschrittene oder metastasierte Prostataerkrankungen zu behandeln", sagt Laura-Maria Krabbe, die die Klinik für Urologie im Vivantes Humboldt-Klinikum in Berlin leitet. Typischerweise wächst ein Prostatakarzinom relativ langsam. In sehr frühen Tumorstadien kann es daher ausreichen, den Krebs regelmäßig zu kontrollieren und erst einmal nicht zu behandeln (active surveillance). Dieser Ansatz kommt besonders bei kleinen, lokal begrenzten und wenig aggressiven Tumoren in Betracht. Die wichtigste Therapieoption bei Tumoren, die noch keine Absiedelungen gebildet haben, aber schon über ein sehr frühes Stadium hinaus sind, ist oft, die Prostata operativ zu entfernen, besonders, wenn die Chancen gut stehen, dass der komplette Tumor entfernt werden kann und der Patient dadurch geheilt wird. Eine Voraussetzung dafür ist aber, dass der Patient gesund genug ist, die OP gut zu überstehen. Alternativ oder zusätzlich kommt bei manchen Patienten eine Strahlentherapie zum Einsatz, um den Tumor zu schrumpfen. Dabei kann die Prostata entweder von außen bestrahlt werden oder Ärzte platzieren radioaktive seeds direkt in das Prostatagewebe. Das sind kleine Stifte oder Kapseln mit einer Strahlungsquelle. Wenn sich bereits Metastasen gebildet haben – bis dahin vergehen teils Jahre –, ist eine Operation in der Regel nicht mehr sinnvoll. Stattdessen kommen Hormonentzugstherapien und eventuell eine Chemotherapie, bestimmte zielgerichtete Therapien oder auch Bestrahlung zum Einsatz, um das Tumorwachstum zu bremsen und Beschwerden durch die Metastasen zu lindern. Speziell die Hormonentzugstherapie kommt aber nicht nur bei metastasierten Tumoren infrage. Sie ist heute ein zentraler Bestandteil der Therapie von Prostatakrebs. Auch bei Ex-US-Präsident Biden dürfte sie nun zum Einsatz kommen. Im Statement von Bidens Büro heißt es: "Obwohl es sich um eine aggressivere Form der Krankheit handelt, scheint der Krebs hormonsensitiv zu sein, was eine wirksame Behandlung ermöglicht." Per se gehen Urologen erst einmal davon aus, dass alle Prostatakarzinome hormonsensitiv sind, sagt Grimm. Männliche Geschlechtshormone, vor allem Testosteron, regen Prostatatumore dazu an, zu wachsen. "Sie brauchen das Testosteron zum Wachsen wie ein Auto Benzin oder Strom braucht, um zu fahren." Entzieht man ihnen das Testosteron, hören sie auf zu wachsen und schrumpfen meist sogar. Heute gibt es mehrere Medikamente, mit deren Hilfe sich der Testosteronspiegel im Blut deutlich senken lässt. "Das geht sehr schnell", sagt Grimm. "Bei einem Patienten, der vielleicht schon durch Knochenschmerzen auffällt, also Metastasen hat, können die Schmerzen schon nach wenigen Tagen aufhören." Allerdings reagieren die meisten Tumoren nur anfangs noch sensibel auf den Testosteronentzug, später werden sie unempfindlich dagegen und wachsen trotz niedrigen Testosteronspiegels weiter. Der Zeitraum der hormonsensitiven Phase hat sich dank moderner Therapien jedoch verlängert. "Früher konnten wir die Tumore im Schnitt etwa anderthalb Jahre mit Hormontherapien im Zaum halten, mit den heutigen Kombinationstherapien erreichen wir mehr oder weniger drei Jahre", sagt Grimm. Kombinationstherapie heißt: Ärzte entziehen dem Tumor nicht nur das Testosteron, sondern verabreichen den Patienten auch einen Androgen-Rezeptor-Blocker. Er verhindert, dass das Testosteron an den Zielzellen in der Prostata wirken kann. Grimm sagt: "Mit dieser Kombination können wir den Tumor – je nachdem, wie aggressiv er ist –, zwar sehr lange kontrollieren, aber irgendwann wird er trotzdem kastrationsresistent." https://www.zeit.de/gesundheit/2025-05/prostatakrebs-maenner-behandlung-symptome-faq |