Praxis-Leitfaden Patienten verständlich informieren und beraten
Freitag, 27. Januar 2017
Eine vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz geförderte Broschüre gibt Hinweise für die Beratung von Patientinnen und Patienten. Sie soll Verbraucher- und Patientenberatungen helfen, Behandlungen und Diagnosen verständlicher zu vermitteln.

Titel der Broschüre "Gesundheitskompetenz: Verständlich informieren und beraten"

Die Studie der Universität Bielefeld zeigt: Nur jede siebte Person in Deutschland verfügt über

eine ausgeprägte Gesundheitskompetenz. Bei mehr als der Hälfte der Menschen stellt die Studie

eine problematische oder nicht ausreichende Gesundheitskompetenz fest. Foto: BMJV

Eine alltägliche Situation: Ärzte oder Gesundheitsberater wollen Diagnosen und Empfehlungen so verständlich wie möglich mitteilen, reden aber an den Patienten vorbei. Die Patientinnen und Patienten selbst schrecken häufig vor „dummen Fragen“ zurück. Damit diese Situation gar nicht erst entsteht, hat die Universität Bielefeld eine Instrumentensammlung zur besseren Beratung erstellt.

„Patientinnen und Patienten müssen wissen, auf welche medizinischen Maßnahmen sie sich einlassen. Nur so können sie selbstbestimmt mitentscheiden und nur so kommt nach geltendem Recht ein wirksamer Behandlungsvertrag zustande. Dafür braucht es Kommunikation auf Augenhöhe und insbesondere bei den Behandelnden das Ziel, sich ihren Patientinnen und Patienten gegenüber verständlich zu machen. Nur wer verstehen kann, was ihn erwartet, kann die Vorteile der Behandlung voll und ganz annehmen.“
Heiko Maas, Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz

Vorgestellt werden 24 Methoden, zum Beispiel „Chunk and check“ – damit werden Informationen häppchenweise statt an einem Stück erläutert. Auch das Konzept „Einfache Sprache“ findet sich in der Broschüre. Es liefert Vorschläge, um Fachsprache zu vereinfachen. Mit Hilfe der „Motivierenden Gesprächsführung“ sollen Patientinnen und Patienten unterstützt werden, sich aus eigenem Antrieb gesundheitsbewusster zu verhalten.

Die Förderung der Material- und Methodensammlung durch das Bundesverbraucherschutzministerium hat einen ernsten Hintergrund: Eine Studie der Universität Bielefeld zur Gesundheitskompetenz der Menschen in Deutschland ergab, dass nur jede siebte Person in Deutschland über solch eine ausgeprägte Kompetenz verfügt. Bei mehr als der Hälfte der Menschen in Deutschland stellt die Studie eine problematische oder nicht ausreichende Gesundheitskompetenz fest. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit niedriger Bildung, Menschen im höheren Lebensalter und Menschen mit chronischer Krankheit.

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